Passivhaus, Energiesparhaus, Nullenergiehaus, Plusenergiegebäude: Was ist das alles? Bei den verschiedenen Bezeichnungen kann man mit der Zeit den Überblick verlieren. Bei all diesen Häusern geht es darum, Energie zu sparen.
Hier wird das Passivhaus erklärt. Wie es funktioniert, was beim Bau beachtet werden muss und auch was es mit Nullenergiehaus und Plusenergiegebäude zu tun hat.
Mit Techniken wie Dämmung, Lüftungs- und Klimatisierungssystem und Heizung kann viel Energie eingespart werden. Das Passivhaus kombiniert verschiedene Techniken.
Was ist ein Passivhaus?
Ein Passivhaus ist ein Energiesparhaus oder ein Niedrigenergiehaus. Um maximale Energieeffizienz zu erreichen, setzt man verschiedene Bautechniken ein, wie Dämmung zur Vermeidung von Wärmebrücken und Wärmeverlusten, Lüftungen mit Wärmerückgewinnung, spezielle Fenster, spezielle Heizungssysteme und erneuerbare Energien.
Ein Passivhaus ist nach vier Energiestandards definiert:
dem Heizenergiebedarf, dem Primärenergiebedarf, der Luftwechselrate der Gebäudehülle und dem Grad der Wärmerückgewinnung.
Dafür sind die folgenden Werte definiert:
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Heizenergiebedarf:
max. 15 kWh/(m²a) -
Primärenergiebedarf (für restlichen Heizbedarf, Warmwasserbereitung, Lüftung und Haushaltsstrom):
max. 120 kWh/(m²a) -
Luftwechselrate der Gebäudehülle:
max. n50=0,6/h -
Wärmerückgewinnung (aus der Abluft):
min. 80 %
Diese Passivhausstandards müssen erfüllt sein, damit Sie zum Beispiel Förderungen von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) erhalten können.
Nullenergiehaus und Plusenergiegebäude
Passivhäuser werden oft auch assoziiert mit den Bezeichnungen Nullenergiehaus und Plusenergiegebäude. Diese Begriffe bezeichnen andere Kategorien von Häusern als “Passivhaus”, ein Passivhaus kann aber ein Nullenergiehaus oder ein Plusenergiegebäude sein. Ein Nullenergiehaus produziert genauso viel Energie wie es verbraucht, hat also unter dem Strich null Energieverbrauch. Ein Plusenergiegebäude produziert mehr Energie als es verbraucht, macht also unter dem Strich ein Energie-Plus.
Wie funktioniert ein Passivhaus?
Die Funktionsweise eines Passivhauses hat sich Dr. Wolfgang Feist ausgedacht, der auch das Passivhaus-Institut in Darmstadt gründete. Dieses Institut betreibt Forschung dazu, wie ein Haus aufgebaut sein muss, um maximal energieeffizient zu sein.
Um die Passivhausstandards zu erreichen gibt es mehrere Techniken:
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Dämmung zur Vermeidung von Wärmebrücken und Wärmeverlusten
Damit möglichst keine Wärme aus dem Haus ausdringen kann, muss die Gebäudehülle gut gedämmt sein. Dazu gehören Wände, Dach, Bodenplatte und Fundament. Für diese Wärmedämmung müssen Materialien verwendet werden, die gut isolieren, zum Beispiel expandiertes Polystyrol (EPS), Polyurethan oder Mineralwolle. Zudem müssen Wärmebrücken vermieden werden. Wärmebrücken sind Lücken in der Isolation, die vor allem häufig dort entstehen, wo sich zwei Wände in einem rechten Winkel treffen. Mit den richtigen Techniken beim Bau kann man für Wärmebrückenfreiheit sorgen. -
Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Für ein Passivhaus ist es auch wichtig, vorhandene Wärme voll auszunutzen. Das wird erreicht durch eine Lüftungsanlage, die für die Wärmerückgewinnung sorgt. Lüften mit offenen Fenstern funktioniert in Passivhäusern schlecht, weil dadurch viel Wärme verloren geht. Stattdessen ist dafür eine spezielle Lüftungsanlage zuständig. Diese saugt die Innenluft, auch Abluft, aus dem Haus ab und ersetzt diese durch frische Außenluft. Gleichzeitig nutzt sie die Wärme aus der Innenluft, die Abluftwärme, um die Außenluft zu erwärmen. Durch dieses Klimatisierungssystem kann oftmals schon viel des Heizwärmebedarfs gedeckt werden. -
Luftdichte Fenster
Auch die Fenster eines Passivhauses müssen luftdicht sein, um Wärmeverluste zu vermeiden. Dafür wählt man Fenster mit Dreifachverglasung. In die Zwischenräume der Glasplatten kommt ein Edelgas, welches zusätzlich isoliert. Ausserdem hilft eine thermische Trennung zwischen Rahmen und Glas, da auch dort leicht Wärmebrücken entstehen könnten. -
Effiziente Heizsysteme und erneuerbare Energien
Obwohl ein großer Teil des Heizwärmebedarfs eines Passivhauses durch Abwärme, Sonneneinstrahlung und Körperwärme der Bewohner gedeckt werden kann, braucht es immer noch mindestens eine kleine Heizung. Diese muss das Warmwasser aufbereiten und kann dazu auch noch einen möglichen restlichen Heizwärmebedarf abdecken. Es macht Sinn, zu diesem Zweck energieeffiziente Heizsysteme wie eine Wärmepumpe oder einen Holzpelletofen einzusetzen. Je nachdem kann es für ein Passivhaus auch Sinn machen, auf das Dach Solarpanels zu bauen oder eine Wärmepumpe mit einer Solarthermie zu kombinieren. Durch diese Kombination kann warmes Wasser leichter gespeichert werden und es wird nicht mehr Wasser erhitzt als die Bewohner des Hauses verbrauchen.
Was sind die Vorteile eines Passivhauses?
Ein Passivhaus kann für seine Bewohner viele Vorteile haben. Zwar ist der Bau, oder der Umbau bei einer Bestandsimmobilie, teuer. Mit den Jahren amortisiert sich das Haus aber durch seine hohe Energieeffizienz. Weil der Heizwärmebedarf zu einem großen Teil natürlich gedeckt wird, entstehen nur sehr geringe Heizkosten. Dadurch steigt auch der Wert der Immobilie, was relevant ist, falls Sie Ihr Haus später einmal verkaufen möchten.
Durch das Klimatisierungssystem, das die Abwärme aufbewahrt und durch die gute Dämmung bleibt die Temperatur im Passivhaus zudem konstant. Es kann so größere Behaglichkeit entstehen, weil Frieren im Winter und Schwitzen im Sommer kein Thema ist. Ein anderer Effekt der gut isolierten Gebäudehülle ist, dass sie den Schall abhält und es so im Passivhaus angenehm ruhig ist.
Wie funktioniert die Planung und der Bau eines Passivhauses?
Um den Passivhausstandard zu erreichen, müssen bei der Planung und beim Bau eines Passivhauses einige Dinge beachtet werden.
Es gibt zertifizierte Passivhausplaner, die Sie bei ihrem Passivhauskonzept qualifiziert unterstützen können. Diese Passivhausplaner können die nötigen Berechnungen anstellen, sodass am Ende mit der Kombination aus Maßnahmen alle Energiestandards erfüllt sind.
Beim Passivhauskonzept hilft auch das Passivhaus Projektierungspaket (PHPP). Das PHPP fasst Nachweisverfahren und Berechnungen zusammen, mit denen die Qualität des Passivhauses gesichert wird. Um herauszufinden, ob ein Passivhaus für Sie Sinn macht und möglich ist, kann Ihnen auch schon ein Energieberater helfen.
Bei den Details von Planung und Bau macht es einen Unterschied, ob Sie ein neues Haus als Passivhaus bauen möchten oder eine Bestandsimmobilie zu einem Passivhaus umbauen.
Neues Passivhaus bauen
Beim Neubau eines Passivhauses wird als erstes darauf geachtet, wo man es hinstellt. In welchen Winkeln die Sonne auf das Haus scheint, kann einen großen Unterschied machen. Um die Wärme der Sonne optimal zu nutzen, sollte diese auf die Fenster scheinen.
Weiter wird der Keller bereits beim Ausheben der Grube von außen gedämmt. Dadurch werden Wärmeverluste vorgebeugt. Auch der Bau der Wände und des Dachs sind auf eine gute Dämmung ausgelegt.
Um die Wärme im Haus zu halten und Wärmebrücken zu vermeiden, wird die Form des Hauses sehr kompakt geplant. So hat die Gebäudehülle weniger Flächen und die Heizwärme kann sich über das Klimatisierungssystem leichter in allen Räumen verteilen.
Bestandsimmobilie umbauen
Ein Bestandsgebäude zu einem Passivhaus umzubauen, kann schwierig sein. Es muss als erstes überprüft werden, ob der Passivhausstandard durch Sanierungsmaßnahmen überhaupt zu erreichen ist. Das kommt auf den Standort und die Form des Bestandsgebäudes an. Ein Passivhausplaner kann Ihnen bei dieser Evaluation helfen.
Die Bestandsimmobilie muss an einem Ort stehen, an dem die Sonneneinstrahlung den richtigen Winkel hat und die Form muss die Anwendung einer Lüftungsanlage für ein Passivhaus zulassen. Außerdem muss es möglich sein, die Gebäudehülle nachträglich zu dämmen und Wärmebrücken auszubessern. Es ist auch wichtig, dass Passivhausfenster in den Bau passen.
Können all diese Sanierungen vorgenommen werden, kann Ihr Bestandsbau zu einem Passivhaus werden. Für Häuser, für die eine Sanierung zu einem Passivhaus nicht möglich ist, hat das Passivhaus-Institut das enerphit-Zertifikat kreiert. Enerphit-Zertifikat bedeutet “Quality-Approved Energy Retrofit with Passive House Components”-Zertifikat. Sie können dieses Zertifikat also erhalten, wenn ihr Haus zwar kein Passivhaus ist, aber durch Sanierungen Passivhaus-Komponenten hat.
Kosten eines Passivhauses
Wie viel ein Passivhaus kostet, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Größe. Pro Quadratmeter kostet der Neubau eines Passivhauses 1.500 und 2.500 Euro. Grundsätzlich müssen für den Neubau eines Passivhauses Kosten eingerechnet werden, die etwa 5%-15% höher sind, als jene für das gleiche Haus als Nicht-Passivhaus. Beim der Sanierung eines Bestandsgebäudes sind es 12%-18% höhere Kosten.
Diese höheren Kosten lohnen sich mit der Zeit, wenn sich das Passivhaus durch seine hohe Energieeffizienz amortisiert. Ein Passivhausplaner kann Ihnen dabei helfen, die Kosten abzuschätzen und Ihnen auch sagen, was Sie für Förderungen beantragen können.
Förderung
Der Bau eines Passivhauses wird in Deutschland von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert. Sie gewährt einen Kredit, der nicht zurückgezahlt werden muss. Bedingung dafür ist, dass das Passivhaus einen von der KfW bestimmten Passivhausstandard erreicht. Dieser stammt aus dem Vergleich mit einem Referenzhaus, das genau den Anforderungen des GEG entspricht und somit für 100% Primärenergiebedarf steht. Für die Förderung muss Ihr Passivhaus mindestens dem Passivhausstandard KfW-Effizienzhaus 40 entsprechen, also 40% des Primärenergiebedarfs des Referenzhauses.